Seit ich im Jahr 2015 während meiner Kanadareise wildlebende Bären – damals waren es Grizzlybären und Schwarzbären – aus nächster Nähe beobachten und fotografieren konnte, bin ich von diesen Tieren absolut begeistert! Es dauerte nicht lange bis der Wunsch aufkam Bären auch bei „uns“ in Europa zu fotografieren.
Nach ein bisschen Recherche im Internet stieß ich ziemlich schnell auf Miha Mlakar aus Slowenien, der seit drei Jahren einige Fotoansitzhütten in der Region Notranjska in Südslowenien betreibt. Der Kontakt mit Miha war schnell hergestellt und die ersten E-Mails mit Informationen ausgetauscht. Und nachdem klar war, dass zwei Fotokolleginnen und ich gemeinsam auf Fotojagd nach Slowenien gehen wollten, wurde auch der Termin voriges Jahr bald fixiert.
Des Weiteren beobachte ich seit Anfang an begeistert das Natur-Reportage-Projekt „Leben am Limit„, das drei meiner Fotokollegen vor ein paar Jahren gegründet haben. Speziell das Thema „Braunbären in Mitteleuropa“ steht derzeit bei „Leben am Limit“ im Mittelpunkt, das auch ich sehr interessiert verfolge. Auch das Team arbeitet sehr eng mit Miha in Slowenien zusammen. Und mit all den laufenden Berichten und Erzählungen der Kollegen vertrieb ich mir die Warterei auf meinen eigenen Slowenienbesuch und meine Vorfreude stieg immer mehr.
Vor drei Wochen war es dann endlich soweit!
Insgesamt vier Tage verbrachten wir in Südslowenien und in der Region, in der die Bärendichte in Slowenien am höchsten ist. In ganz Slowenien schätzt man derzeit ein Vorkommen von ca. 450-500 Bären. Das ist eine sehr starke Bärenpopulation wenn man bedenkt, dass Sloweniens Fläche in etwa so groß ist wie die Fläche Niederösterreichs! Der Lebensraum in Slowenien ist sogar einer mit der dichtesten Bärenpopulation weltweit!
Extrem neugierig und gespannt war ich vor unserer ersten Fahrt zu einem der Fotohides, zu dem uns Miha mit seinem Geländewagen brachte. Der Weg führte uns über eine Schotterstraße und Forststraßen bergauf über Stock und Stein. Kilometerweit ging es immer tiefer in den Wald hinein, in dem für diese Region typischen Karstwald, mit vielen Fichten, Kiefern und Wacholder, moosbewachsenen Felsen und kleinen Wiesen und Waldlichtungen. Dass sich die Braunbären hier wohlfühlen, glaubte ich sofort!
Leise stiegen wir in die Ansitzhütte, positionierten unsere Kameras und machten es uns gemütlich. Mein Blick war stundenlang auf den Wald vor mir gerichtet, ich versuchte jede Bewegung wahrzunehmen. Und dann plötzlich, nach zwei Stunden des Wartens, tauchte er plötzlich auf: Ein wunderschöner, noch recht junger und unzweifelhaft „ganz echter“ Bär stand in ca. 20 m Enfernung vor uns! Neugierig und extrem vorsichtig blickte er sich um, richtete sich zwischendurch auf und schaute auch immer wieder in unsere Richtung. Er schien sehr nervös zu sein und nach wenigen Minuten verschwand er wieder in die gleichen Richtung von der er gekommen war.
Der Besuch des ersten slowenischen Bärens war nur sehr kurz, aber ich konnte mein Glück kaum fassen und freute mich über die ersten geglückten Fotos. Dass wir die darauffolgenden Tage noch intensiver und mit noch besseren „Bärenmomenten“ erleben werden, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht! Wir besuchten andere Fotoansitzhütten und hatten andere Perspektiven und noch bessere Fotomöglichkeiten…
Jeden Tag verbrachten wir sechs Stunden in den verschiedensten Fotohides und hatten auch jedes Mal das Glück zumindest einen Bären vor die Linse zu kriegen. Es war für mich ein so wunderbares Gefühl diese tollen Tiere aus dieser Nähe beobachten und fotografieren zu können! Sie sind fast immer auf der Suche nach Fressbarem, jeder Stein und jede Wurzel wird abgesucht. Stets wachsam und auf der Hut vor größeren Artgenossen haben sie dabei immer die Umgebung im Blick. Die Mimik dieser Tiere ist absolut fantastisch. Derart intensive Naturerlebnisse mit diesen Tieren zu erleben, machte mich zwischendurch gerührt und demütig.
Anders als bei uns in Österreich kommen Braunbären und Menschen in Slowenien gut miteinander aus. Doch warum ist die Akzeptanz für die Braunbären bei der slowenischen Bevölkerung höher als hierzulande? Wie können Menschen und Bären in einem Land, das so klein wie Niederösterreich ist, nebeneinander existieren?
Das Land hat ein funktionierendes Bärenmanagement! In Slowenien sind es die Menschen gewohnt mit den Bären umzugehen und die Bären mit ihnen. Natürlich gibt es auch problematische Bereiche des Miteinanders, zum Beispiel dann wenn ein Schaf dem „Bärenhunger“ eines Tieres zum Opfer fällt. Richtet ein Bär aber einen Schaden an, springt der Staat ein und übernimmt die Kosten. Sicher sind manche Bauern manchmal verärgert, aber große Unzufriedenheit wird nicht geäußert. Die Förster und Jäger in Slowenien bemühen sich um Aufklärung über Präventivmaßnahmen und wollen zu einer nachhaltigen Akzeptanzsicherung beitragen. Außerdem wird der Bärenbestand regelmäßig gezählt und kontrolliert.
In Österreich und im gesamten Alpenraum kämpft auch der WWF seit Jahren dafür, dass der Bär wieder eine Heimat bekommt! Ich finde es sehr schön, dass es bei uns in Mitteleuropa noch genug Lebensräume für freilebende Bären gibt und Gebiete, in denen sie auch wirklich erwünscht sind! Genug Platz für die Braunbären würde es auch in anderen Ländern geben, dieser Platz wäre auch bei uns in Österreich vorhanden. Was derzeit noch fehlt ist eine noch weitere Aufklärung und die nötige Zusammenarbeit von Behörden, Politikern, Jägern und Landwirten, Naturschutzorganisationen und der Wissenschaft. Erst wenn diese Zusammenarbeit sicher gestellt ist, haben wir eine Chance dem Braunbären das Überleben auch in unseren Wäldern zu sichern!
Noch viel mehr als vor meinem Slowenienaufenthalt schon würde ich mir ein Comeback des Bären und einen Bestand, wie er einst in Europa zu finden war, für die Zukunft wieder wünschen!
9 Comments
Beautiful story full of emotions and beautiful pictures! See U soon!
Thank you Fabio! 🙂 And thanks for joining us!
Hi Sonja,
interresanter Bericht mit sehr schönen Bildern dazu
Freut mich, danke Christoph!
Toller Bericht und wirklich süße Fotos. Faszinierend, dass es so ein Angebot für Fotografen gibt. Das merke ich mir!
Freut mich, dank dir Christian! Und ich kanns nur empfehlen…! 😉
Hallo Sonja Faszinierender Bericht, tolle Fotos !! Würde mir wünschen dass jeder Österreicher deinen Bericht mehrmals durchlesen sollte, um zu verstehen wie das Miteinander Mensch & Bär funktioniert !! l.g. Roman
Nice to meet you all and of course the bears 🙂 super fotos!
L.g Neil
The pleasure’s all mine! Danke, Neil! 🙂